Buchbesprechung:
Tierliebe und der Blick über den Tellerrand
Das «Plädoyer für ein tierbewusstes Verhalten» (Untertitel des Buches) ist gerade heute nötiger denn je. Obwohl man in letzter Zeit immer wieder in den Medien Bilder von Massenschlachtungen wegen BSE und der Maul- und Klauenseuche und Bilder der noch immer subventionierten Lebendtransporte von Tieren über Kontinente hinweg sehen konnte, bewirkte dies noch kein grundsätzliches Umdenken der Menschen. Ausserdem scheint das Langzeitgedächtnis bei Konsumenten wie auch bei Politikern dem Verdrängungsmechanismus immer mehr zu weichen.
Die EU will das vor einem Jahr eingeführte
Tiermehlverbot lockern und der Rindfleischkonsum in Deutschland
erreicht heute schon fast wieder dasselbe Ausmass wie vor einem Jahr
kurz vor dem ersten BSE-Fall in Deutschland.
Für Leute, welche ihr Leben nicht damit verbringen,
möglichst schnell alles Negative zu verdrängen, zeigt
dieses Taschenbuch die verschiedenen Bereiche auf, wo Tiere von
Menschen ausgebeutet und getötet werden. Der Schwerpunkt liegt
jedoch nicht darauf, Negatives aufzuzeigen, sondern in Hinweisen, was
jeder Leser ganz persönlich dagegen tun kann. Denn gerade im
Bereich der heutigen Tierausbeutung gilt der bekannte Ausspruch:
«Wenn jemand ein Problem erkannt hat und nichts zur Lösung
beiträgt, ist er selbst ein Teil des Problems.» So kann
man sich z.B. nicht gegen die Massentierhaltung aussprechen und beim
nächsten Einkauf beim Aktionsfleisch zugreifen. Das Buch
behandelt allerdings nicht nur den Fleischkonsum, sondern auch andere
Bereiche, wie Tierversuche, Bekleidungsindustrie (Pelze, Leder,
Seide, ...), Haustierhaltung. Die Autorin ist sich auch im Klaren
darüber, dass es für jede Person sehr schwer ist, alte
Gewohnheiten zu ändern. Deshalb widmet sie diesem Thema auch ein
eigenes Kapitel.
Der heutige Umgang mit unseren Mitgeschöpfen wird in diesem Buch
grundsätzlich in Frage gestellt, gerade deshalb ist es
lesenswert. Obwohl es viel interessantes Wissen enthält,
beinhaltet es nicht nur die Theorie, sondern regt auch zum aktiven
Handeln an. Dass dies nötig ist, steht nach den verschiedensten
Skandalen ausser Frage. Das Buch ist denjenigen eine
Entscheidungshilfe, die noch immer unschlüssig sind, ob sie
ihren passiven, tierverachtenden Lebensstil beibehalten wollen (weil
es so bequem ist) oder doch besser sich aktiv gegen die Ausbeutung
unserer Mitgeschöpfe einsetzen sollen (oder zumindest sich nicht
mehr aktiv an deren Ausbeutung beteiligen möchten). Möge
das Buch vor allem unter diesen Menschen weite Verbreitung finden!
Renato Pichler
Ilona Witten: Tierliebe und der Blick über den Tellerrand – Plädoyer für ein tierbewusstes Verhalten. Echo-Verlag, ISBN 3-926914-38-6, 144 Seiten.